Seit 2007 begleiten und fördern wir das KARIBU-Projekt in Kenia. Schwerpunkt dieses Hilfs- und Herzensprojekts unserer Mitarbeiterin Christiane Paschke ist die Prävention von Kinderblindheit durch Früherkennung und rechtzeitige Behandlung kindlicher Augenerkrankungen.
Nach ihrem mehrjährigen Aufenthalt in Kenia als Orthoptistin mit Lehrtätigkeit hat Frau Paschke das Projekt zusammen mit der kenianischen Augenärztin Dr. Margaret Njuguna entwickelt. Einmal im Jahr besucht sie die Projektstandorte, leitet dort Workshops für kindermedizinisches Fachpersonal und stellt sicher, dass die Hilfe den bedürftigen Kindern unmittelbar zugutekommt.
Neben der langjährigen Direkthilfe für Kenia unterstützen wir Frau Paschke auch bei ihren Bemühungen, die Früherkennung kindlicher Augenerkrankungen in anderen afrikanischen Ländern zu verbessern.
Geografische Lage: in Ostafrika am Indischen Ozean auf Äquatorhöhe
Nachbarländer: Somalia, Äthiopien, Südsudan, Uganda, Tansania
Hauptstadt: Nairobi mit ca. 3,5 Millionen Einwohnern
Bevölkerung: ca. 48 Millionen mit ca. 42 unterschiedlichen Volksgruppen
Amtssprachen: Englisch und Kiswahili
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt: ca. 1.600 US-Dollar/Jahr
Info-Box Nigeria
Geografische Lage: in Westafrika am Atlantischen Ozean am Golf von Guinea
Nachbarländer: Kamerun, Tschad, Niger, Benin
Hauptstadt: Abuja mit ca. 18 Millionen Einwohnern
Bevölkerung: ca. 192 Millionen mit ca. 400 unterschiedlichen Volksgruppen
Amtsprache: Englisch plus mehrere nationale Sprachen
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt: ca. 1.200 US-Dollar/Jahr
Nigeria:
Ausstattung der Augenklinik UNIVERSITY OF PORT HARCOURT TEACHING HOSPITAL, DEPARTMENT OF OPHTHALMOLOGY mit Untersuchungsmaterialien für die Orthoptik.
Kenia und Demokratische Republik Kongo
Bericht von Frau Paschke
KENIA:
Im Februar 2023 besuchte ich mit den kenianischen Projekt-Kolleginnen nach einer zweijährigen Zwangspause durch Covid-19 wieder Projektstandorte in Homa Bay und Kakamega, beide im Westen Kenias gelegen. Ziel war die erneute Sensibilisierung für die Früherkennung kindlicher Augenerkrankungen und der praktische Unterricht für Community Nurses sowie die Verbesserung der Refraktionsermittlung und Brillenabgabe bei Kindern.
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO:
Der Schwerpunkt des seit 2003 bestehenden Kooperationsprojekts der Universität Rostock und des St. Joseph Hospitals Kinshasa liegt in der operativen Versorgung von blinden Kindern mit beidseits angeborener oder früh erworbener Katarakt und der postoperativen Brillenversorgung und Follow-Up.
Vor meinem ersten Besuch im Sommer 2022 wurden bei Vorschulkindern, die noch nicht lesen konnten, keine standardisierten Visusprüfungen durchgeführt. Deshalb haben wir seitdem LEA-Teste (HEIDI-Paddles und LEA-Symbole) für die prä- und postoperative Visusprüfung eingeführt. Im Oktober 2023 und März 2024 führten wir in Kinshasa Unterricht und praktische Workshops zum Thema „Setting Standards in Vision Assessment in pre-school Children“ für Klinikärzte, Studenten, das kooperierende Rehabilitationszentrum RAC und dessen Community Workers und Volunteers durch. Die Refraktionsbestimmung per Skiaskopie wurde vor 2022 selten und qualitativ nicht zufriedenstellend durchgeführt, die Messung per Autorefraktometer war bei dieser Klientel nur selten möglich. Insbesondere gilt dies für Kinder mit dichter zentraler Katarakt, sehr kleiner optischer Lücke und Nachstar. Dabei erwies sich die Untersuchung mit LED-Skiaskop als deutlich den bisher üblichen Skiaskopen überlegen und ermöglichte in den meisten Fällen gute Untersuchungsergebnisse. Da im Land nur sehr eingeschränkt und zu sehr hohen Kosten zylindrische Brillenglaskorrekturen verfügbar und von den meisten Eltern nicht bezahlbar sind, haben wir im März 2024 begonnen, nur sphärische Äquivalente zu verordnen. Alle operierten Kinder im Vorschulalter erhalten nun eine Nahkorrektur mit einer altersgerechten, standardisierten Addition für ihre jeweilige „Arbeitsdistanz“. Die Durchführung einer postoperativen Amblyopietherapie per Okklusion ist aufgrund der massiven Deprivationsamblyopien nur in Einzelfällen möglich – auch hierfür wurden zwei unterschiedliche Therapiemöglichkeiten erarbeitet. Die allgemeine Aufklärung über Visusentwicklung und deren Bedeutung für das weitere Wohlergehen des Kindes, Früherkennung, zeitige Weiterleitung an eine entsprechend ausgestattete Augenklinik und Operation sowie adäquate Nachsorge bleiben in einem der ärmsten Länder Afrikas Herausforderung und Aufgabe. Weitere Besuche und Unterricht sind im August und Oktober/November geplant.
Unser aktueller KARIBU-Flyer 2023
Urheber der auf dieser Seite verwendten Bilder: Christiane Paschke
KARIBU-Projekt August 2022 - Kinshasa
Bericht Fr. Paschke, August 2022:
Im Juli 2022 flog ich mit einem Team der Universität Rostock für 10 Tage nach Kinshasa (Demokratische Republik Kongo), um dort 100 an angeborener beidseitiger Katarakt operierte Kinder nachzuuntersuchen. Erstmalig wurde dabei auch ein Basis-Screening des orthoptischen Befundes (Augenbeweglichkeit, Schielwinkel, Stereosehen, Empfehlung Pflastertherapie…) und die Verordnung altersgerechter Brillenwerte für die Vorschulkinder vorgenommen. Mit den kongolesischen Partnern wurde das weitere Vorgehen besprochen, um die Versorgung der Kinder zu verbessern.
Die Untersuchungsmaterialien für die orthoptische Untersuchung wurden anschließend an die Augenklinik übergeben.
Es wurde zudem mit einer kleinen Zeremonie die 20-jährige Partnerschaft der Universitätsaugenklinik Rostock mit dem Hopital Saint Joseph in Kinshasa gefeiert.
15 Jahre KARIBU-Projekt – Bilanz
Seit 15 Jahren unterstützen wir das KARIBU-Projekt aktiv. Dieses Jahr sind Standortbesuche in Machakos, Homa Bay, Kakamega und Kerugoya zur Projektevaluation für Juli 2021 geplant. Wir sind gespannt, ob die Reise wie gewohnt angetreten werden kann. Zudem werden die Untersuchungsinstrumente erneuert.
Unser aktueller KARIBU-Newsletter (Ausgabe 2021)
KARIBU-Projekt Oktober 2021 – Nairobi
Unsere Mitarbeiterin Frau Paschke berichtet von ihrem Besuch:
Vom 09.10.2021 bis 20.10.2021 war ich in Kenia, um an der University of Nairobi die gemeinsame Spendenlieferung des DKVB, der Stiftung Schlitzohren, HEINE Optotechnik und TRUSETAL VERBANDSTOFFWERK GMBH gemeinsam mit Frau Dr. Njuguna (Paediatric Ophthalmologist), zu sichten und die Verteilung für die KARIBU-Standorte zu besprechen und vorzubereiten. Zudem habe ich einen Projektbesuch auf der Insel LAMU in der kleinen Augenabteilung des LAMU Referral Hospital bei Hrn. Roba Duba (Ophthalmic Clinical Officer) gemacht.
Bei einer Übergabezeremonie im Department of Ophthalmology der University of Nairobi waren auch einige der 40 in Weiterbildung zum Augenarzt befindlichen „Studenten“ anwesend.
Erstmalig steht mit dem Retinomax nun ein portables Refraktometer / Keratometer für die Arbeit in der Augenklinik und den mobilen Einsatz zur Verfügung.
Trainingsworkshop zur Früherkennung kindlicher Augenerkrankungen
In diesem Frühjahr fand in der zweiten Februarwoche der 3. KARIBU-Workshop in Kerugoya (Kenia) statt. Kerugoya liegt in einem fruchtbaren Gebiet, nördlich von Nairobi in der Nähe des Mount Kenya.
In Zusammenarbeit mit den kenianischen Kollegen wurden Kinder auf der Kinderstation des Krankenhauses, der Augenabteilung und in einer Schule untersucht. Erstmalig war eine weitere deutsche Orthoptistin beim Workshop dabei. Zu Beginn und als Einstimmung auf den diesjährigen praktischen Untersuchungsteil wurde vorab in einem theoretischen Teil das Grundwissen über kindliche Augenerkrankungen vertieft und in einer Diskussionsrunde die während des Jahres gemachten Erfahrungen ausgetauscht. Es waren insgesamt 13 Teilnehmer, die meisten hatten bereits an den beiden vorangegangen Workshops in 2018 und 2019 teilgenommen. Von den untersuchten 80 Schulkindern wurden diejenigen mit auffälligen Befunden zur Nachuntersuchung und Behandlung in der örtlichen Augenklinik vorgesehen. Die Untersuchungs- und Behandlungskosten sind über das KARIBU-Projekt abgedeckt. Zudem steht ein Notfallfonds bereit, um bei schweren Augenerkrankungen unbürokratisch helfen zu können.
Die gemeinsame Arbeit machte allen Beteiligten auch in diesem Jahr wieder viel Freude; die Kinder fanden den Besuch des großen Teams in ihrer Schule eine spannende Abwechslung im Schulalltag.
Der diesjährige Trainingsworkshop fand Anfang des Jahres zum insgesamt 13. Mal statt, zum 2. Mal in Kerugoya, einer Stadt am Fuße des Mount Kenya. Die zehn Schwestern und Augenklinikmitarbeiter, die bereits im Vorjahr am Workshop teilgenommen hatten, berichteten von ihren Erfahrungen aus dem Klinikalltag. Während des Jahres führten sie in den verschiedenen Kinderabteilungen des Krankenhauses Basis-Screenings durch und schickten auffällige Befunde in die Augenklinik. Dort wurden die Kinder gründlich untersucht und gegebenenfalls notwendige Behandlungen eingeleitet.
Nach einem theoretischen Refresher-Kurs zu kindlichen Augenerkrankungen startete am zweiten Workshop-Tag das gemeinsame Screening, erst auf der Kinderstation und in der Augenambulanz, einen Tag später in einer Grundschule im Ort. Hier wurden insgesamt 88 Vorschul- und Erstklässler untersucht. Davon zeigten 22 Kinder Auffälligkeiten, meist allergische Bindehautentzündungen und Sehschärfenminderungen. Darüber hinaus konnte bei einem Kind der behandlungsbedürftige Zustand infolge einer Augenverletzung, bei einem anderen eine Ptosis festgestellt werden. Ein weiteres Kind schielte. Für alle drei wurde eine Nachbehandlung in der Augenklinik vorgesehen.
In diesem Jahr nahm erstmals Helen, eine Kollegin aus Nigeria am Workshop teil. Dank des KARIBU-Projekts konnte sie drei Wochen lang in verschiedenen Kinder-Augenabteilungen kenianischer Kliniken hospitieren. Helen hatte vor drei Jahren eine 6-monatige Weiterbildung im Bereich Orthoptik in Indien absolviert. Dies sowie die Ausrüstung ihres Arbeitsplatzes in Nigeria mit Untersuchungsinstrumenten wurde durch das KARIBU-Projekt, den internationalen Orthoptikverband (IOA) und den deutschen Orthoptikverband (BOD) ermöglicht.
Anfang dieses Jahres fand der KARIBU-Workshop erstmals in Kerugoya in der Nähe des Mount Kenya statt. Insgesamt nahmen 10 Schwestern und Pfleger aus verschiedenen Kinderabteilungen des ortsansässigen Krankenhauses an der 4-tägigen Schulung teil. Schwerpunkte im theoretischen Teil des Workshops waren ernsthafte kindliche Augenerkrankungen sowie deren Früherkennung und Behandlung. Im praktischen Teil wurden Kinder auf der Kinderstation und in einer Grundschule gescreent.
Am Mittwoch der KARIBU-Woche besuchte Victor, ein 20-jähriger junger Mann, die Augenklinik. Er war eines der kleinen Kinder, die im Jahr 2000 auf Initiative der deutschen Mitarbeiter der Universitäts-Augenklinik in Nairobi und mithilfe von Frau Paschke zur Behandlung ihrer Erkrankung nach Deutschland geflogen wurden. Victor litt an einem bösartigen Augentumor (Retinoblastom). Ohne eine frühzeitige Behandlung ist der Fortlauf dieser Augenerkrankung tödlich.
Victors rechtes Auge wurde im Universitätsklinikum Essen entfernt, das linke Auge bestrahlt. Es weist nun eine Sehschärfe von 30 % auf. Die rechte Augenhöhle des jungen Mannes muss nun operativ neu versorgt und eine neue Augenprothese angefertigt werden. Dafür stehen Gelder aus dem KARIBU-Notfallfonds zur Verfügung.
Als Folge eines Hirntumors, der 2006 operiert wurde, besteht bei Victor eine Epilepsie, die medikamentös behandelt werden muss. Trotz dieses Schicksals ist Victor ein offener und munterer junger Mann.
Für alle Workshop-Teilnehmer war es sehr berührend, einen Patienten kennenzulernen, der ohne die frühzeitig eingeleitete Behandlung seines Retinoblastoms nicht überlebt hätte.
Ein Sonntagmorgen im März um 7 Uhr in Nairobi. Per Taxi hole ich Jane Musyoka von zu Hause ab, um uns an einer Tankstelle der Langata Road mit Frau Dr. Margaret Njuguna für unsere Fahrt zum Flughafen zu treffen. Um diese Zeit ist kaum Verkehr, dennoch stehen wir längere Zeit, da der Präsidentenkonvoi allen Verkehr blockiert. Bedenken kommen auf, ob wir es rechtzeitig zum Check-in schaffen. Dann geht es aber doch bald ohne Unterbrechung weiter. Nach dem Flug nach Eldoret fahren wir in knapp 2 Stunden nach Kitale, der Verwaltungshauptstadt des County Trans-Nzoia. Wir wollen dort an der Augenklinik des Distriktkrankenhauses in Ergänzung zu den bisherigen drei Standorten Machakos, Homa Bay und Kakamega einen „Primary eye care workers training“-Workshop zum Thema Kinderblindheit durchführen.
Die Augenklinik Kitale wird von Dr. Hillary Rono geleitet, der dort mit internationaler Unterstützung eine häufig als „afrikanische Modellklinik“ bezeichnete Augenabteilung aufgebaut hat. Die Klinik hat – für kenianische Verhältnisse auf dem Land – sehr großzügige Räumlichkeiten, ist personell gut besetzt und instrumentell gut ausgerüstet und damit ein guter Standort für die Initiierung eines Kinderscreeningprojektes. Kitale liegt im Westen Kenias in einer Höhe von ca. 1.900 Metern, am nördlichen „Rift Valley“-Ausläufer.
In früheren Zeiten war Kitale eine Versorgungsstation auf der Sklavenroute zwischen Uganda und der tansanischen Küstenregion. Die moderne Stadt wurde 1920 als Verwaltungszentrale des Trans-Nzoia-Distrikts gegründet und hat ca. 110.000 Einwohner unterschiedlicher Stämme.
Insgesamt nahmen 11 Personen (Schwestern und Pfleger) am Workshop teil. Zunächst fand am Montag und Dienstag ein theoretischer Unterrichtsteil statt, bei dem wesentliche kindliche Augenerkrankungen vorgestellt wurden und die Bedeutung einer normalen Sehschärfenentwicklung im Kindesalter vermittelt wurde.
Der KARIBU-Notfallfonds wurde eingerichtet zur wirksamen Prävention von Kinderblindheit in Entwicklungsländern.
Helfen auch Sie und unterstützen Sie unsere Projekte in Kenia und Nigeria. Sie ermöglichen damit die Untersuchung, Behandlung und ggf. Operation eines Kindes vor Ort
Urheber der auf dieser Seite verwendten Bilder: Christiane Paschke